Marc Vorsatz · Soca M.  (mit Fotomodell Margot Bourgeoise, 2nd Runner Miss Universe)

Soca M.: Location-Check Antigua · KaribikZeitungen und Zeitschriften haben Formate, die klar definiert sind. Wird die Reportage der Aufmacher, oder das Schlusslicht - ganz hinten, kurz vor den sogenannten Verlags-Sonderthemen? Welche Destination stelle ich vor? Die Baleareninsel Mallorca mit einer alljährlichen Invasion von 20 Millionen Deutschen? Oder beschreibe ich ein Land mit fünf Klimazonen, unbekannten Indianerstämmen und gänzlich unerforschten Biotopen wie Venezuela? Das Tor zu Südamerika, durch das sich lediglich 20 000 Deutsche wagen? Jeder Reiseschriftsteller sollte natürlich auch das Medium kennen, in dem er gerne veröffentlichen möchte - so ihm denn der Abdruck wichtig ist. Die ersten Überlegungen ...
Erst dann rufe ich den jeweiligen Redakteur an und bespreche mit ihm zusammen das Thema. Und so ein Redakteur in einem anonymen Zimmer eines Verlages hat natürlich niemals Zeit, erstickt permanent in ungelesenen Manuskripten. Verstaubt sind die nicht, bei der Süddeutschen landen täglich 50 auf dem Schreibtisch, eine gedruckt werden gerade mal drei bis vier - alle sieben Tage.

Ein Freier Autor sollte also nicht entmutigt sein, wenn er kurzerhand abgebügelt wird. Unter dem Motto: "Naja, dann schicken sie uns mal ihr Manuskript." Sagt der Angestellte und denkt: "...wenn es denn unbedingt sein muß." Dies gilt insbesondere, für den Fall eines Erstkontaktes. In diesem Stadium ist die Einflußnahme des Autoren gleich Null. Anders sieht es bei einer kontinuierlichen Zusammenarbeit über einen längeren Zeitraum aus. Der Redakteur weiß, was er von "seinem" armen Schreiberling zu halten (oder auch nicht zu halten) hat.

Tiefenrecherche: Ortstermin "Antilla"Ein Beispiel, leicht überzogen, um zu verdeutlichen: "Ich fahre nächste Woche auf die ABC-Inseln!" Soca M. vernimmt ein schweres Ausatmen am anderen Ende der Leitung. "Hänge aber gleich noch eine Woche ran, an die Pressereise." Frau Pachmann von der Berliner Zeitung nun schon etwas aufgeschlossener: "Dann könnte es ggf. unter bestimmten Umständen interessant werden. Eventuell. Bloß keine Ortsbeschreibungen! Na, dann schauen Sie mal und schöne Reise."

Das wäre ein guter Anfang. Drei Wochen später: "Also, die eine Insel ist wirklich (!) empfehlenswert. Habe da eine ganz spannende Dinge erlebt." "Ach ja?" Und jetzt kommt es darauf an. Soca M. erzählt von seinem Tauchgang zum größten Wrack der gesamten Karibik. Und das dies der Stoff für eine packende Reportage ist, die zu einem Volkssturm auf sämtliche Tauchschulen im Verbreitungsgebiet führen und die Marktführerschaft der Zeitung manifestieren wird. Und so einen außergewöhnliche Geschichte natürlich der Aufmacher werden muss." Das war überzeugend. Die Verhandlungspartner sind sich einig: So eine Geschichte hat für den nicht-tauchenden Leser einen hohen Erklärungsbedarf. Also soll der Aufmacher nicht wie üblich 6 000 Anschläge, sondern nur 5 600 haben, die erwirtschafteten 400 dem Infokasten zugeschanzt werden."

So funktioniert es aber nicht immer und überall: Elfriede Roth vom "stern": "Wir sind kein klassisches Reisemagazin. Der Platz für den Infokasten ist begrenzt, richtet sich auch nach der Layoutkonzeption. Ich werde keinen Aufklapper an die Seite kleben. Beim Inhalt des Infoteils lasse ich jedoch meinen Autoren weitgehend freie Hand. Wer von einem Reiseführer abschreibt, fällt durch. Ich erwarte Insiderinformationen."

Soca M. BrandUnd der langjährige Tagesspiegel-Redakteur Gerd W. Seidemann: "Für mich gehören klassische Reiseinformationen in den Infokasten. Der natürliche Gesprächsfluss einer Geschichte hat Priorität. Hat der Autor Geheimtipps aufgespürt, gebe ich ihm auch mehr Raum. Er muss mich aber überzeugen."

Für die Coverstory Barbados des "Reisemagazins" Österreich lautete die Vorgabe 10 000 Anschläge Guide, bitte mit Layoutvorschlägen. Mit der Bemerkung, die Redaktion kann die Infos je nach Bedarf kürzen, mailte ich 19 000 Anschläge. Die wurden dann komplett übernommen."

Fazit: Meine Einflussnahme als Reiseschriftsteller und Fotograf auf das Zusammenspiel von Textkomponenten und visuellen Elementen ist begrenzt. Inhaltlich ist mein Spielraum weit größer. Eine Vertrauensbasis - entstanden durch jahrelange Zusammenarbeit - erhöht das "Mitgestaltungsrecht" des Freiberuflers.

.............. Langer Atem ist gefragt. .. ;-))

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