Interview und Foto Marc
Vorsatz · STERN
Sagen sie
mal, Herr Joop ...
... warum werben Sie für die Konkurrenz?
Seit zwei Jahren ist er Großvater
- doch eine Laufsteg-Karriere hat der Hamburger Modemacher Wolfgang
Joop noch vor sich. Für die Kollektion des Nachwuchs-Designers Ralf
Handschuch, 33, posierte der 54jährige erstmals als Fotomodel.
STERN: Herr Joop,
brauchten Sie dringend Geld?
JOOP: Geld? Wie bitte?
Für mich ist das Modellstehen eine Art Soli-Beitrag für einen jungen
Kollegen. Für einen anderen würde ich es allerdings nicht tun.
STERN: Warum ausgerechnet
für den Berliner Ralf Handschuch?
JOOP: Im letzten Winter
trug ich oft eine blaue Kapuzenjacke von ihm, sie erinnerte mich an
meine DDR-Schulzeit. Gute Dinge haben für mich immer einen Erinnerungsfaktor,
den sogenannten Nostalgie-Effekt. Wenn ein Stück den nicht hat, brauche
ich es nicht. Darin liegt der Unterschied zur Anonymität des Industrieprodukts.
STERN: Haben Sie gleich
zugesagt, als Handschuch Sie bat, für ihn zu modeln?
JOOP: Ja, sofort.
Ich verstand sein Motiv. Die Leute wollen Idole, die für etwas stehen.
Mehr Haltung als Pose. Aber keinen meiner Kollegen hätte er fragen
können, keiner hätte zugesagt. Und keiner hätte so gut hineingepaßt.
STERN: Spielen Sie
als Model den Mäzen für Nachwuchstalente?
JOOP: Solidarität
und Kollegialität sind in der Modebranche Fremdwörter. Ralf war eigentlich
Kaufmann, begann wie ich als Quereinsteiger. Obwohl wir Verpackungskünstler
sind, geht es uns beiden um die Inhalte.
STERN: Macht Ihnen
das Posieren Spaß?
JOOP: Ja. Endlich
kann ich mal Verantwortung abgeben. Na ja, fast. Es braucht Professionalität,
sich so hinstellen zu können, daß es auch gut aussieht. Den pathetischen
Habitus überlasse ich lieber professionellen Models.
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